Kreative können sich organisieren – logisch

Extensis
Dezember 7, 2020

Vor kurzem habe ich einen neuen Computer bekommen. Technologie und Workflow-Organisation sind ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Darum freue ich mich immer ungemein über den Neuanfang, den frischen Start, den ein neuer Computer mit sich bringt. Oft läutet ein neuer Computer auch eine neue Ordnerstruktur. Es ist die perfekte Gelegenheit, alte Methoden zu verbessern und deine Dateien in Zukunft optimal zu organisieren. Ich werde also meine Ordnerstruktur und meine übliche Vorgehensweise bei der Datei- und Ordnerbenennung überdenken und möglicherweise verbessern.

Mir ist klar, dass jeder sich genau aus diesen Gründen über einen neuen Computer freut. Trotzdem möchte ich die Gelegenheit beim Schopf packen und einen weit verbreiteten Mythos zum Thema Organisation aus der Welt schaffen.

Sicher gibt es einige, die sagen: „Richard, nur jemand, der im Technikbereich arbeitet, kann sich für so etwas begeistern, weil solche Leute analytischer denken und verstärkt ihre linke Gehirnhälfte nutzen.“

Die Theorie, dass Menschen entweder links- oder rechtsdominant denken, hat sich in unserer Gesellschaft weitgehend durchgesetzt. Kurz gesagt geht diese Theorie davon aus, dass ein großer Teil unserer Persönlichkeit, unsere Lern- und Arbeitsweise und sogar unsere Vorlieben und Abneigungen dadurch bestimmt sind, welche Seite unseres Gehirns stärker ausgeprägt ist.

  • Linksdominanten Menschen wird nachgesagt, sie seien technischer, analytischer und organisierter. Sie brauchen Struktur, um sich wohlzufühlen und produktiv zu sein.
  • Rechtsdominante hingegen wären tendenziell emotionaler, gefühlsorientierter und kreativer. Sie lassen sich von verschiedensten Dingen inspirieren und sammeln gern neue Erfahrungen und Ideen.

Dies ist schön und gut, wenn es zum Beispiel um die Entwicklung effektiverer Unterrichtsmethoden für Schulkinder geht. Als Erwachsene sollten wir dieses allzu vereinfachte System jedoch dringend überdenken, denn es kann uns und unseren Kollegen auch zum Nachteil werden.

In meiner Zeit bei Extensis hatte ich das Vergnügen, mit vielen kreativen Kunden zusammenzuarbeiten – Designern, Kreativdirektoren, Fotografen und talentierten, geistreichen Marktingexperten. Ich habe auch mit Archivaren, Historikern, Geoingenieuren und Entwicklern zusammengearbeitet. Meiner Erfahrung nach sind ihre Denk- und Arbeitsweise möglicherweise ein wenig unterschiedlich, doch wirklich alle können in Sachen Organisation von bewussteren und inklusiveren Kollaborationssystemen profitieren. Außerdem sind wir uns alle ähnlicher, als Sie vielleicht denken.

Ganz egal, mit welcher „Seite“ Sie denken, seine Organisation zu reflektieren, kann nie schaden.

Nehmen wir mein Beispiel für die vorausschauende Wahl einer Ordnerstruktur und Benennungskonvention für meinen neuen Computer. Als „rechtsdenkenden“ Kreativen erscheint Ihnen dies vielleicht sinnlos. Schließlich halten Sie nicht viel von überstrukturierten Arbeitsabläufen und Systemen. Beim Speichern Ihrer Dateien folgen Sie lieber Ihrer Intuition. Alles andere verstößt gegen Ihre kreative Natur – und wäre reine Zeitverschwendung. Und Sie haben nun wirklich noch genug kreative Projekte auf dem Tisch.
Doch Moment! Auch für Kreative hat
. Schließlich sparen Sie viel Zeit und Nerven, wenn Sie einfach und schnell die richtige Datei finden.

Und Ihr linksdominanten Denker: Glaubt nicht, Ihr wärt fein raus!

Ihre angeborene Organisationsfähigkeit und Jahre der positiven Bestätigung haben Sie vielleicht zu der Annahme veranlasst, dass Ihre strukturellen Kompetenzen perfekt ausgereift sind. Doch es gibt immer noch Luft nach oben – vor allem, wenn Sie im Team arbeiten. Nur weil Ihr Ordnersystem und Ihre Benennungskonventionen für Sie funktionieren, heißt das nicht, dass andere sie intuitiv nachvollziehen können. Nehmen wir ein Team aus fünf stark linksdominanten Mitarbeitern. Alle lieben Struktur – und alle nutzen unterschiedliche Benennungskonventionen und Ordnerstrukturen.

Wie wir Dateien benennen, basiert oft auf unserer persönlichen Logik. Und die persönliche Logik ist natürlich von Person zu Person total unterschiedlich. Außerdem kann sich diese Logik im Laufe der Zeit verändern. Wenn Sie alte Dateien durchgehen, stellen Sie mit Sicherheit fest, dass sie sich hinsichtlich Namensgebung und Organisation von ihren heutigen Dateien unterscheiden. Vielleicht weil es Ausnahmen von der Regel gab oder Sie Ihre Methoden verbessert haben. Klar ist jedoch: Unsere Logik kann sich monatlich, ja sogar täglich ändern. Deshalb müssen wir beim Benennen und Speichern unserer Dateien strukturiert vorgehen.

Beide Gehirnhälften im Einsatz

Wie oben erwähnt, kann ein zu großes Vertrauen in die Rechts- und Linksdenker-Theorie Ihren Blick auf die Dinge stark einschränken. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sie eher eine Redewendung und nicht etwas ist, das Neurowissenschaftler greifbar messen können. Könnten wir die Ausprägung der linken und rechten Gehirnhälfte wirklich vergleichen, wäre der Unterschied wahrscheinlich gar nicht mal so groß, wie man denkt.

Meine Meinung basiert nicht auf der Neurowissenschaft, sondern auf jahrzehntelanger Arbeit mit Menschen aus verschiedensten Branchen in den unterschiedlichen Positionen, die mich immer wieder aufs Neue überraschen und beeindrucken.

Kreative können, anders als angenommen, absolut organisiert sein – und das nicht nur bei ihrer eigenen Arbeit. Ich habe Kreativdirektoren kennengelernt, die in ganzen Abteilungen einheitliche Dateistrukturen und Benennungskonventionen durchgesetzt haben – und zwar mit mehr Nachdruck, als man es von einem Labor erwarten würde.

Auf der anderen Seite habe ich mit klassischen linksdominanten Denkern wie Ingenieuren und Archivaren gearbeitet, die mich mit kreativen Arbeitsansätzen verblüfft haben. Ganz zu schweigen von den kreativen Aktivitäten, die sie in ihrer Freizeit ausüben.

Wir alle kennen zumindest ein paar Leute, die perfekt ins Klischee der Links- und Rechtsdenker passen, doch die meisten von uns liegen irgendwo zwischendrin. Maler können ausrechnen, wie viel Trinkgeld sie im Restaurant geben müssen. Entwickler können sich eine passende Krawatte aussuchen. Und selbst wenn wir alle in eine Rechts- oder Linkskategorie eingeordnet werden könnten, ändert dies nichts an der Tatsache, dass – sofern man nicht selbständig und allein arbeitet – man mit Menschen zu tun haben wird, die nicht ganz genau so denken wie man selbst. Sich die Mühe zu machen, mit Kollegen zu kommunizieren und sie richtig zu verstehen, ist das, was eine effektive Zusammenarbeit ausmacht.

Wenn wir akzeptieren, dass unsere eigenen Systeme und Arbeitsweisen nicht perfekt sind, erkennen wir, warum kollaborative Prozesse und Konsistenz wichtig sind. Schließlich werden alle inhärenten Probleme je nach Teamgröße und Projektdauer multipliziert und vermischt. Je länger das Projekt oder der Kundenkontakt dauert, desto mehr Aufwand sollte in die Benennungskonvention für Dateien investiert werden, um eine optimale Organisation zu gewährleisten.

Gönnen Sie Ihrer kreativen Seite ihre wohlverdiente Struktur

Meine Bitte an Sie lautet: Stellen Sie Ihre vorgefassten Ansichten darüber in Frage, was Kreativität bedeutet. Es gibt keinen Grund, warum ein rechtsdominanter, kreativer Ästhet nicht organisiert sein sollte. Tatsächlich kann Organisation sogar Ihr absolutes Steckenpferd sein. Vielleicht werden Sie ja ein Meister in Sachen Organisation. Wenn Sie diesem Thema positiv gegenüberstehen, können Sie sich mehr Zeit und Energie für Ihre kreativen Projekte freischaufeln.

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