Zwei Schriften sensibilisieren für den Klimawandel

Gestaltung hat schon immer eine wichtige Rolle bei politischem Aktivismus gespielt, egal welcher Art: ob in politischen Cartoons, auf Protestplakaten oder auf selbstentworfenen Kostümen des Widerstands. Viele Designer und Künstler haben ihre Arbeit genutzt, um das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen. 2019 wurden jedoch zwei Schriften vorgestellt, die das Augenmerk auf den Klimanotstand lenken sollten: Greta Grotesk und Coastline.

Im vergangenen Jahr wurde Greta Thunberg, eine junge Umweltaktivistin, deren scharfe Kritik an der selbstgefälligen Art der Verantwortlichen, mit dem Klimathema umzugehen, weltweit für große Aufmerksamkeit sorgte. Womit sie schlagartig berühmt wurde. Der Designer Tal Shaub arbeitete mit Uno, einem Konsumgüterunternehmen für nachhaltiges Design zusammen, um aus Thunbergs Handschrift eine ganz eigene Schrift zu machen: die Greta Grotesk.

Thunbergs Handschrift war auf der ganzen Welt zu sehen, nachdem Bilder ihrer Protestschilder von Nachrichtenagenturen und Social-Media-Nutzern im großen Stil verbreitet wurden.

Klar, schlicht, in Großbuchstaben und unterschwellig emotional: Ihre Handschrift war die ideale Schrift, um ein neues Jahrzehnt einzuläuten, in dem Authentizität einen hohen Stellenwert hat.

Die Schriftart steht als kostenloser Download zur Verfügung. Ihr organisches, geradliniges und empfindsames Erscheinungsbild macht sie zweckmäßig – nicht nur auf Transparenten. Und es würde niemanden überraschen, wenn wir die Greta Grotesk in den kommenden Monaten auf Einladungen und allen möglichen Produkten sehen.

Die Coastline abstrahiert eine minimalistische, serifenlose Schrift. Ihre klaren Linien sind verzerrt und gezackt, was es schwierig macht, den betreffenden Buchstaben sofort zu erkennen.

Diese scharf zerklüfteten Designelemente basieren auf tatsächlichen Vorsprüngen verschiedener Küsten. Genau wie das Meer sich in die Küsten frisst, verbeißt sich die negative Fläche brutal in die klaren, schlichten Formen einer minimalistischen Schrift.

Die Coastline begann jedoch nicht als Typografieprojekt. Der schwedische Grafikdesigner Johan Elmehag untersuchte den Anstieg des Meeresspiegels, als ihm auffiel, dass einige der Küsten Buchstaben des Alphabets ähnelten. Und schon hatte er einen Geistesblitz.

Er entwarf die Coastline, indem er prognostizierte, welche Auswirkungen der steigende Meeresspiegel auf bestimmte Küsten haben könnten. Wobei jede Küstenlinie einen anderen Buchstaben in der eigenwilligen Schrift darstellt. Es gibt ein Buch, das die Geschichte hinter jedem einzelnen Buchstaben erklärt, den man kaufen kann. Und Sie können die Schrift auch kostenlos herunterladen. Sie ist nicht eine nicht gerade einfach zu lesende Schriftart, aber sie ist optisch aufmerksamkeitsstark und eignet sich ideal für die Titel von kreativen Projekten.

Wenn die Auswirkungen des Klimawandels noch drastischer werden, bringen die Gestalter das Thema vermutlich mit mehr Nachdruck vor. In den 2020er Jahren können wir mit einem Boom an künstlerisch gestalteten Kommentaren und nachhaltigen Designlösungen rechnen – und mit mehr Schriften, die auf die Klimasituation aufmerksam machen sollen. Sie können abstrakte Warnhinweise wie die Coastline sein, emotionale Handlungsaufforderungen wie die Greta Grotesk oder etwas ganz anderes.

 

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